25. November 2024
Beim Kunstturnen steht nicht nur Leistungssport im Fokus. Auch die Bildung hat einen hohen Stellenwert. Im Regelschulmodell Kunstturnen werden die Kaderathletinnen und -athleten optimal begleitet.
Die jungen Talente trainieren rund 25 Stunden pro Woche in Lenzburg. Sie besuchen in der Regel vormittags den Unterricht an ihrer Regelschule an ihrem Wohnort und am Nachmittag erhalten sie im Turnzentrum zwischen den Trainingsblöcken Förderunterricht. In diesen Lektionen arbeitet jedes Kind, angeleitet durch eine ausgebildete Lehrperson, an seinen Aufträgen aus der Regelschule. Sie steht allen Kindern zur Seite und begleitet diese beim Aufarbeiten der Unterrichtsinhalte. Einen Teil der schulischen Verantwortung kann die Schule so mit der Förderlehrperson teilen und gleichzeitig werden die Eltern von der Betreuung der Hausaufgaben entlastet. Die Lehrperson Anne-Sophie Hunziker, seit ihrer Jugend mit dem Kunstturnen verbunden, kennt die Herausforderungen des Spitzensports und kann zwischen Familie, Schule und Turnbetrieb vermitteln.
Anne-Sophie, kannst du uns schildern, wie du mit den Schulen zusammenarbeitest?
Vor dem Schulstart im Sommer unterstütze ich die Klassenlehrperson beim Verfassen der Lernvereinbarung. Diese soll klären, wie die Dispensation vom Klassenunterricht geregelt ist. Während des Schuljahres begleite ich die Turntalente bei der Aufarbeitung des verpassten Schulstoffes. Das wichtigste Ziel dabei ist aber auch, dass die Kinder und Jugendlichen nebst Unterricht und Training genügend Erholungszeit haben.
Du arbeitest seit Jahren mit den Schulen zusammen, was unterstützt deine Arbeit?
Heute sind vor allem die digitalen Möglichkeiten herauszustreichen. Hilfreich sind cloudbasierte Ablagen, Austausch- und Lernplattformen, die insbesondere den Kindern und Jugendlichen den Zugang von überall her möglich machen und das Lernen und den Austausch erleichtern. Mindestens so wichtig ist die gute Zusammenarbeit der beteiligten Erwachsenen. Ich kann sagen, dass sich alle mit viel Engagement zum Wohle der jungen Spitzensportlerinnen und Spitzensportler einsetzen.
Welche Herausforderungen gilt es dennoch zu meistern?
Der Lehrplan ist zu erfüllen und die Kinder und Jugendlichen müssen auch mit Spitzensport schulisch anschlussfähig bleiben. Wenn durch das Training am Nachmittag ganze Schulfächer ausfallen, ist die Ausgestaltung der Vereinbarung besonders anspruchsvoll. Dank der Flexibilität der Schulen können aber gute Lösungen gefunden werden. Dass die Lehrplanziele heute als Kompetenzziele formuliert sind und im Laufe des jeweiligen Zyklus erreicht werden sollen, unterstützt die Lösungsfindung.
Was ist dir besonders wichtig?
Fragen oder Unsicherheiten der Lehrpersonen und Eltern gilt es ernst zu nehmen und es ist wichtig, dass wir die Kinder damit nicht verunsichern. Wenn wir Erwachsenen frühzeitig und realistisch planen, uns einig werden und uns aufeinander verlassen können, ist den jungen Talenten geholfen.
Text: Tobias Obrist, Abteilung Volksschule, BKS | Bild:Sandro Erdin